Mittwoch, 14. Dezember 2022

Bergpfad durch die Affensteine


Ich habe in meinem einführenden Blogbeitrag Auftakt geschrieben, dass jede Landschaft seine eigene Geschichte erzählt. Eine Landschaft besteht nicht allein aus naturräumlichen Atmosphären, sondern genauso gut aus geografischen Merkmalen und kulturellen Ereignissen. Jede Landschaft formt seine eigene Geschichte aus diesen drei Aspekten.

Inzwischen hat mich die Schönheit der Landschaft der Sächsischen Schweiz so beeindruckt, dass ich davon überzeugt bin, sie ist die Spannendste, durch die ich bisher gewandert bin. Der Wald, die Steine und Felsen sowie die mysteriösen Namen, die Felsreviere wie ein Bilderbuch illustrieren, das in meinem Kopf entsteht, faszinieren mich. Wieder einmal wird mir bewusst, wie sehr mein Wissen, und die Geschichten, die ich seit meiner Kindheit über Landschaften, Wälder, Berge und Flüsse, die sie charakterisieren, gehört habe, auch das Bild einer Landschaft prägen, in der ich noch nie gewandert bin..
Der Eschweiler Stadtwald, durch den ich als Kind oft gewandert bin, ist ein hügeliges Waldgebiet an der Nordeifel, mit einer Höhenlage zwischen 170 und 260; geografisch gehört er zum Vennvorland. Im Bereich des Stadtwaldes finden sich noch viele Schächte des ehemaligen Bergbaus der 1891 stillgelegten Grube Centrum, über die ein geologischer Lehrpfad informiert. Am Rand des Stadtwalds, dort wo das Land früher über ausgedehnte Streuobstwiesen zum östlichen Stadtteil Hastenrath abfiel, liegt das Ausflugslokal Killewittchen. In meiner Kindheit war dies der mir verhasste Ort sonntäglicher Familienausflüge. Ich glaube, dass sich die Ausflügler über die eigenartige Bezeichnung des Lokals keine Gedanken machten. Sie wurde als der Name eines allgemein bekannten Ortes, wie so vieles andere auch, kommentarlos hingenommen. Es gibt dort Höhlen, wo wir als Kinder spielten, während die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen die Ereignisse der Woche diskutierten. Ungesichert ist, ob diese Höhlen in der Altsteinzeit (8000 v.Chr.) bewohnt waren. Doch es gibt eine Sage von Bergbau treibenden „Zwergen“, den Killewittchen (kelt. cill, Höhle, Kuhle). Ausgesprochen hilfreiche und nachts tätige Elementargeister, ähnlich den Heinzelmännchen von Köln, Gnome, Kobolde oder Klabauter, die, wie ihre Kölner Vettern, vor ihrem endgültigen Verschwinden, so die Sage, die Bodenschätze, besonders die kostbaren Kalkspäte, mitnahmen. Hinter der Sage der Killewitchen verbirgt sich der frühgeschichtliche, insbesondere der keltische und römische Erzabbau, der auch den Rohstoff für die römische Messingproduktion in Eschweiler lieferte.
An diese Kindheitserlebnisse erinnere ich mich auf dem Weg in die bizarre Landschaft der Affensteine. Welche Geschichten, frage ich mich, verbergen sich hinter den Namen der Felsreviere, der überall ins Auge springenden Landmarken, Wege, Steinen und Felsen? Wie gerne hätte ich ein Buch gehabt, oder einen Guide, der mich in die etymologischen Mysterien der Landschaft initiiert hätte. Wenn es diese Möglichkeit gibt, fand ich sie nicht und für dieses Mal bewahrte das Land seine Geheimnisse.

Eine Landschaft ist nicht nur eine Ansammlung geografischer Merkmale, von Flora und Fauna. Es sind die numinosen Gefühle, die Menschen ergreifen, wenn sie durch tiefe, dichte Wälder gehen oder über hohe, lebensfeindliche Berge steigen, denen solche Geschichten entspringen. Geschichten, die faszinieren und erschrecken, Sagen von Feen, die Wanderer in ihre Hügel locken und Jahrzehnte oder Jahrhunderte später, wenn sich ihre Welt längst verwandelt hat, reich beschenkt entlassen. Geschichten, von Hexen, Grabunholden und schadenstiftenden Kobolden, die an Kreuzungen am Wegrand lauern. Geschichten, die sicherstellen sollen, dass die Menschen in der Nähe der Siedlungen, im Licht der Zivilisation, bleiben. Und dennoch gibt es immer wieder den einen oder anderen, der sich nicht abschrecken ließ, der in die Dunkelheit der Wälder aufbricht, zu den Hexenhäusern und verwunschenen Burgen und Schlössern aufbrach. Sie sind die Helden dieser Geschichten, die als kollektive Projektionen wirken. Eine Landschaft ist seine Geschichte. Erzählungen, die Menschen über sie erdacht haben, sind untrennbar mit ihr verbunden. Einst wurden sie von Generation zu Generation weitergeben. Großmütter erzählten sie ihren Enkeln. Eltern lasen sie ihren Kindern als Gutenachtgeschichte vor, als es noch keine Musikkassetten mit Grimms Märchen oder den Erzählungen von Bibi Blocksberg gab, die die Kleinen allein in den Schlaf schickten, keine Videos, die mündlich Erzähltes in äußere Bilder übersetzen, die die kindliche Fantasie ersticken, weil keine eigenen Bilder mehr in ihrem Kopf entstehen. In der Schule werden die alten Geschichten im Geografie- und Geschichtsunterricht aus ihrem Kontext gelöst besprochen, wo sie ihren Sitz im Leben endgültig verlieren, weil Heimatkunde kein Schulfach mehr ist. Die Themen dieser Geschichten inspirieren heutzutage die meisten Science-Fiction- und Fantasyautor*innen. Wälder und Berge waren einst unheimliche Landschaften, und nur de Ebenen und offenen Weiten, in den die Menschen siedelten, galten als sicher, waren Orte der Zuflucht. Die dichten Wälder und die hochgelegenen Steinwüsten der Berge waren Orte der Gefahr und der Angst. Niemand konnte sich vorstellen, dass diese wilden Landschaften in ferner Zukunft irgendeinen Reiz, Neugierde und Abenteuerlust, auslösen werden. Die ideale Landschaft bestand aus Feldern und Weiden, aus Wiesen und Obstgärten, die gezähmte, urbar gemachte Natur, das fruchtbare Land, vom Menschen gestaltet und gepflegt. Niemand schätzte Wildnis, in die Wanderer, Kletterer und Touristen drängen, auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Sie war abstoßend und gefährlich, weil für Siedlung und Landschaft unbrauchbar. Die Menschen erzählten sich Geschichten über den Wald, bevölkerten ihn mit unheimlichen Gestalten, die den ahnungslosen oder unvorsichtigen Wanderer Schaden zufügen konnten. Sie dienten dazu, sicherzustellen, dass die Menschen in der Nähe der Dörfer blieben und die Dunkelheit der Wälder mieden. Diese Geschichten wurden von Generation zu Generation weitererzählt, bis sie sich zu den großen deutschen Märchensammlungen der Romantik in mehrbändigen Büchern versammelten. Mit der Veränderung der Landschaft gingen die eng mit ihr verbundenen alten Geschichten verloren. Die neuen Namen, wenn es denn welche gibt, rufen keine Erinnerung an die Vergangenheit mehr wach, denn sie transportieren keine Geschichten mehr. Was bleibt sind Geister, die heimatlos durch die verlassenen Landschaften vagabundieren, Geister, die in unseren Köpfen leben, für die wir allein verantwortlich sind, und die wir mit in diese Landschaften bringen, wenn wir sie betreten. Sie leben in unseren Erinnerungen an diese Orte und in den Geschichten, die wir kennen und die wir uns über sie erzählen. Landschaften werden zu Projektionsflächen unserer Erinnerungen und unseres Wissens.

Die Klettersteige in der Sächsischen Schweiz sind mit Eisenleitern, Eisenstiften, Stahltreppen oder direkt in den Felsen gemeißelte Tritte und Griffmulden gesicherte Auf- und Abstiege am natürlichen Felsen. Anders in alpinen Regionen, wo Klettern auf solchen Steigen inzwischen eine eigene Disziplin geworden ist, bilden die meisten Steige in den Felsen des Elbsandsteingebirges künstliche Hilfen für ein anspruchsvolles Wandern.
Die Felsen der Affensteine bilden eine ausgedehnte Felslandschaft der Hinteren Sächsischen Schweiz. Die Felsen der Affensteine bilden eine ausgedehnte Felslandschaft der Hinteren Sächsischen Schweiz. Die Felsformation liegt südlich des Kirnitzschtals und östlich von Bad Schandau an den nördlichen Ausläufern des Großen Winterbergs. Ein Blick auf die Karte zeigt es deutlich: ein Gewirr von Felswänden, bizarr geformten Riffen und solitären Felsen; verharmlost Steine genannt. Die anspruchsvollsten Kletterwege der Sächsischen Schweiz gehören zu den Affensteinen. Mitten hindurch verlaufen Schluchten, ganz unten durch den Grund der Affensteine, von wo Wege und Pfade auf herausfordernden Stiegen oder über einfach zu bewältigende Steige in die Höhe führen. Wer durch die Affensteine wandert, mutiert schnell zum Kletterer.
Es gibt keine eindeutige Erklärung für den eigenartigen Namen des Felslabyrinths. In einem Wanderführer lese ich, dass einer der Felsen an die Gestalt eines Affen erinnern soll, und sich der Name später auf die ganze Formation übertragen hat. Plausibler, und von Einheimischen vertreten, leitet sich der Name von den Dialektwort Aufu, Uhu, ab, denn diese Eulenvögel hatten früher in den Felsen ihr Habitat. Wie dem auch sei: Als Wanderregion haben es die Affensteine in sich, auch wenn ich sie dieses Mal nur gestreift habe.

Der Morgen ist trüb und nass, und die Sonne, die gestern Nachmittag ein paar Augenblicke durch die dichte Wolkendecke brach, hat ein weiteres Mal die Lust verloren, Licht und Wärme über die Wanderer auszugießen. Es regnet noch immer, als ich aufbreche, und meine Motivation geht gegen Null. In Schmilka hat der Regen weiter zugelegt. Unterwegs auf dem asphaltierten Wurzelweg, der steil aufsteigt, schüttet es, und ich finde nur wenig Zuflucht unter dem dichten Blätterdach einer Buche, das den Regen etwas abhält. Anders als vorgestern finde ich den Falkoniergrund, den Aufstieg zur Rotkehlchenstiege, auf Anhieb.
Die Stiege, die seit ein paar Tagen für mich einen besonderen Klang bekommen hat, liegt am Südostrand der Schrammsteine, wo sie den Übergang in die Felswelt der Affensteine bildet. Am südlichen Rand des Schmilkaer Kessels biegt ein schmaler, fast überwachsener Pfad vom Elbleitenweg ab, der am Verborgenen Horn vorbei nach Norden verläuft. Nur wenig weiter östlich führt der Heringsgrund auf die Heilige Stiege. Während der Heringsgrund ein breiter ebener Weg ist, präsentiert der Falkoniergrund von Beginn an einen verwilderten Charakter. Er beginnt als schmaler Lattenweg zwischen Strauchwerk und Bäumen, auf beiden Seiten durch die steil ansteigende Böschung beengt. Als Bergpfad, der zuerst nur leicht bergwärts führt, biegt er in einen Wald aus Buchen, Eichen und Fichten ein. Der Regen hat mittlerweile etwas nachgelassen und die Heidelbeersträucher glänzen frisch in hellem Grün. Es wäre schön, trügen sie noch Beeren. Doch es ist bereits September und zu spät für Beeren. Ich biege in den schmalen Pfad ein, und lasse andere Wanderer auf dem Elbleitenweg zurück. Sie sind unterwegs zu den Schrammsteinen, wohin jeder geht, der in der Sächsischen Schweiz wandert. In ihrem bunten Outdoor-Outfit sind sie zwischen dem Grün weithin sichtbar. Nur wenige hundert Meter führt der Falkoniergrund durch den dichten Wald bevor er die Rotkehlchenstiege erreicht. Auf Holzstufen, die eine unregelmäßige Treppe bilden, immer wieder von Geröll, Felsblöcken und Wurzeln unterbrochen, taste ich mich vorsichtig den nassen, rutschigen Pfad entlang, die ersten der 286 Stufen, auf denen die Rotkehlchenstiege den Höhenunterschied von 150 Metern überwindet. Vor Nässe glänzende Wurzeln, die in unentwirrbaren Knotenmustern aus dem Boden drängen, steige ich immer steiler aufwärts. Ständig hemmen Stufen meinen Schritt, sodass ich kürzertreten oder weiter ausgreifen muss. In den Boden quer gesetzte Verschalungsbretter oder in große Gerölle gemeißelte Tritte, in die gerade ein Schuh passt, erleichtern den Weg durch die Rotkehlchenstiege. Die hölzernen Stufen, die anfangs die Steigung reduzieren, münden an von der Erosion glattpolierte Felsblöcke, die nur mit Hilfe der in den Felsen gemeißelten Tritte und Mulden, gelegentlich durch Eisenklammern und Stifte ergänzt, zu bewältigen sind. Aufrechten Gangs zu wandern ist nicht mehr möglich, meine Stöcke am Rucksack verstaut, lasse ich mich auf alle Viere nieder, und klettere auf der felsigen Hühnerleiter den Berg hinauf.

Mit zunehmend engeren und steileren, schmalen gewundenen Passagen kündigt sich die schwierigste Etappe dieses Bergpfads an. Auf übereinander liegenden Trittsteinen zwänge ich mich durch die enger werdende Kluft. Der Aufstieg wird steiler, meine Schritte hinauf greifen weiter aus, um die größere Distanz zwischen den Kerben und Griffen zu erreichen. Dann beginnt das Klettern. Ich weiß nicht, ob die nun aufeinanderfolgenden Passagen noch ein Weg oder Pfad genannt werden können. Es geht steil hinauf, fast senkrecht zwischen den Felswänden. In die körnige Oberfläche des grauen Granits sind zahlreiche Trittmulden und Grifflöcher gehauen, zwischen denen ich meinen eigenen Weg hinauffinden muss. Einen Felsen hinaufzuklettern, daran habe ich heute Morgen nicht gedacht. Mich beschleicht ein mulmiges Gefühl. Ich bin noch nie geklettert, höchstens eine Leiter hoch, wie vor ein paar Tagen auf die Schrammsteinaussicht. Ich habe keinerlei Erfahrung im Senkrechtwandern und keine Wahl. Bisher bin ich noch keinen Weg zurückgegangen. Schließlich erwies sich der Aufstieg leichter als erwartet. Das mulmige Gefühl hat sich eine Dopaminflut verwandelt, die mich glücklich und zufrieden stimmt. Ich stehe auf einem sandigen Plateau, blicke weit hinaus über Felsen und Steine und hinunter in den bewaldeten Schmilkaer Kessel, der sich bis an die Elbe dehnt. Der Fluss ist unter dem dunkelgrünen Dach der Bäume nur zu ahnen.
Was folgt ist eine Wanderung der besonderen Art. Ich habe mich trotz Wanderkarte verlaufen, denn die schmalen Bergpfade sind auf dem von Blättern oder Unterholz bedeckten Wegen nicht immer deutlich zu erkennen. Oft ist es nur eine Spur, die zwei Wege verbindet oder die in eine Abzweigung mündet. Markierungen auf Baumstämmen oder Felsen sind unter Zweigen und Blättern versteckt oder vom Wetter ausgeblichen. Doch ein nicht geplanter Pfad hält gleichzeitig eine Überraschung bereit. Ein sandiger, viel zu schmaler Saumpfad, bietet nur Platz für einen Fuß nach dem anderen. Stockwandern ist nun nicht mehr möglich. Ich lasse meine Stöcke, die ich vor dem Aufstieg über die felsige Stiege am Rucksack befestigt habe, wo sie sind. Rechts eine steil aufragende Felswand, auf der linken Seite ein schwindelerregender Abgrund, von dem mich nur ein niedriger, mit Heidelbeeren, Heidekraut, kleinwüchsigen Birken oder Kiefern bewachsener Rand trennt. Schließlich weiß ich den Namen des Pfads nicht mehr, und ich habe auch keine Ahnung, wie die gegenüber dem Abhang aufragenden, schwarzen zerklüfteten Felsen heißen, auf dem ich stehe. Bisher habe ich nicht darüber nachgedacht, ob ich schwindelfrei bin. Bisher war das auch nicht nötig. Doch der Blick hinab in den Abgrund fühlt sich unangenehm an, und lässt mich zweifeln. Langsam gehe ich weiter, vorsichtig Schritt vor Schritt setzend, mein Gewicht nach rechts verlagert, um der Abbruchkante nur zu nicht nahe zu kommen. An einigen Stellen ist kein Pfad mehr zu erkennen, nur noch eine schräge Felskante, die mit Klammern und Stiften, die in der Felswand steckten, überbrückbar ist. Jedes kleine Plateau, wo der Pfad für ein paar Meter zu einem Weg wird, wird zu einer Erleichterung, ein Ort, um innezuhalten und tief durchzuatmen. Jenseits des Abgrunds sind die Felsen für mich in einer Galerie aufgereiht. Ich muss wieder stehen bleiben, um zu schauen, denn der Pfad braucht meine ganze Aufmerksamkeit. Gehen und Staunen, zur gleichen Zeit, unmöglich.

Zunehmend wird die Aussicht auf die Felsen fantastischer, unbeschreiblicher. Ein fremdes, nicht in dieser Welt für möglich gehaltenes Habitat, das sich vor mir ausdehnt. Wald bedeckt undurchdringlich das Land unter mir. Immer neue Felsformationen zwängen aus dem Wald ins Freie: Großvaterturm, Hinterer Lorenzturm und Lorenznadel. Andere Riffe, deren Namen ich nicht weiß, dann die zerklüftete Wand der Lorenzwände, die gegenüber aufragt. Ein Paradies für Kletterer und Bergsteiger. Ich komme nur noch langsam vorwärts, musste ständig stehen bleiben und schauen, schauen, schauen. Gut, dass mir in dieser Enge keine anderen Wanderer entgegenkommen. Sich sattzusehen an der Pracht dieser archaischen Landschaft, wie sie nur die Natur hervorbringen kann, fällt schwer. Zuletzt der Domerker, wo ich die Richtung wechselte, und durch die Breite Kluft hinab zur Lehne stieg.

Die Lehne ist ein abschüssiger Wanderweg, auf dem ich emotional zur Ruhe kommen kann. Der Thrill der spektakulären Aussichten und der aufregenden Bergpfade liegt hinter mir. Vorwiegend tote Fichten säumen die Ränder der Lehne, die dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. Ich nehme meine Stöcke von Rucksack und falle Schritt für Schritt in einen moderaten Nordic Walking-Rhythmus, der auf dem breiten, in Serpentinen auf und ab mäandernden Zeughausweg immer schneller wird. An einer Kreuzung mehrerer Wanderwege liegen kahle Baumstämme auf denen rotbraun und beige gestreifte Zunderschwämme wachsen. Ein schmaler Graspfad, von überhängenden Zweigen fast verborgen, biegt zur Wilden Hölle ab. Es fällt mir schwer nicht aufzubiegen, doch der Nachmittag ist weit fortgeschritten. Ich nehme etwas unterhalb die Eulentilke. Ein grasbewachsener Pfad, mit Steinen übersät und rutschig, der talwärts mäandert, vorbei an den mächtig aufstrebenden Eulenhörnern, wo die Eulen noch im Tiefschlaf liegen. Vor der letzten Regenflut bewahrt mich ein weit überhängender Abri, eine ideale Wohnung im Paläolithikum, das letzte Highlight an einem malerischen Pfad. Im Nassen Grund verlasse ich den Wald. Zehn Minuten später ist der Regen abgezogen und ich auf der breiten Schotterpiste zur Bushaltestelle nach Bad Schaudau unterwegs.


Weiterlesen: Regentage an der Grenze



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