Ich weiß nicht, warum es mich immer wieder in den Wald zieht. Vielleicht weil ich deutsch bin? Es mag daran liegen, dass ich mit Grimms Kinder- und Hausmärchen aufgewachsen bin, gefolgt von Karl Mays Reiseerzählungen. Das war die Zeit, bevor ich erwachsen war, und eine eigene Meinung besaß.
In den gesammelten Märchen der Grimms spielt der Wald eine zentrale Rolle. Er ist ein Ort der Initiation, der Selbstfindung und des Erwachsenenwerdens. Es ist derselbe Wald, den Tacitus in der Germania beschreibt, ein locus terribili und ein Ort der Erlösung: Germanien, ein von dunklen Wäldern durchzogenes Land, wo Arminius die Römer schlug, die Kinder der offenen Landschaften und Städte. Wahrscheinlich liegt es an meiner deutschen Identität. Dass eine vom anderen zu trennen, fällt mir schwer, und es gibt auch keinen Grund mehr dazu. Dass ich Deutscher bin, kann ich nach Jahrzehnten, in denen ich in vielen Kulturen in Europa und Asien unterwegs war, ohne Kommentar oder Rechtfertigung sagen. Mit Populismus und rechtsnationaler Ideologie hat das nichts zu tun. Doch die Worte und Inhalte sind sorgfältig zu wägen, weil wieder Rattenfänger durch die Lande ziehen. Richard Symth warnt 2018 in einem Artikel des New Humanist davor, die Rechtschaffenheit des Nature Writing unhinterfragt hinzunehmen. Jenseits der grünen Debatte findet er vermehrt reaktionäre Ideen zu den Themen Umweltschutz und Klimakrise. Faschisten sind, ebenso wie Konzerne, geschickt darin, Greenwashing anzuwenden. Und er fährt fort: Der Faschismus ist ein erfolgreicher Parasit. Es gibt wenige Bereiche des modernen Lebens, in die er keinen Weg findet. Doch das ist nicht neu. Schon 2012 beklagten Christian Thiele und Marlene Weiss in der Süddeutschen Zeitung, die Unterwanderung des Biolandbaus durch Rechtsradikale. Naturschutz, Heimatschutz und Blut-und-Boden-Ideologie, schreiben sie, gehörten für die Nationalsozialisten zusammen, die zentralen Themen ihres Reichstierschutz- und Reichsnaturschutzgesetzes von 1933-1935.