Dienstag, 13. September 2022

Felsenwelt Schrammsteine


Wem es gefällt, und wer es dringend bedarf, der Enge und Un-Natur Berlins zu entfliehen, kann sich auf den Weg machen. In die Sächsische Schweiz, die gleich vor den Toren der Stadt liegt. Wer vergessen hat, wie sich Euphorie anfühlt, sich nicht mehr vorstellen kann, dass körperliche Anstrengung Dopamin und Serotonin ins Blut pumpt, braucht nur tief ins Felslabyrinth der Schrammsteine einzutauchen. Er wird sich wundern, wie Mensch sich fühlen kann.

Hinter meinem Wanderquartier führt ein Weg den Hang hinauf in den Wald. Ich bin früh aufgestanden. Als ich morgens aus der Tür trete, liegt die vom Tau noch feuchte Wiese in der warmen Morgensonne. Einige Meter nur, und der Weg auf die Ostrauer Ebenheit biegt steil den Hang hinauf unter die Bäume. Ein verwurzelter, mit Steinen übersäter Pfad bergan. Sehr schnell schweißtreibend, wie auf jeder anderen Wanderung auch. Habe ich mich erst einmal an die nasse Haut und das feuchte Hemd gewöhnt, macht der Schweiß mir nichts mehr aus. Meine Aufmerksamkeit wendet sich der Umgebung zu, ist schnell von der Natur um mich herum absorbiert. Ein großer Felsblock hat sich malerisch in einer steilen Serpentine niedergelassen, die nach ein paar hundert Metern in eine Landstraße mündet. Ein Fahrradweg, von Apfelbäumen gesäumt, verläuft am Straßenrand bis an den Ortsanfang von Ostrau. Nicht weit entfernt sehe ich die Schrammsteine durch morgendliche Dunstschleier, wie durch verregnete Fenster, von denen kondensierte Tropfen abperlen. Etwas abseits von ihnen, die schroffen Klippen des Falkensteins. Das Objekt meiner Begierde, zum Greifen nahe. Meine innere Spannung steigt, lange bevor ich selbst bergwärts wandere. Ich spüre mein Herz vor Aufregung schneller schlagen. Diesem Moment habe ich entgegengefiebert.

Freitag, 9. September 2022

Auftakt


Die Sächsische Schweiz ist das im südöstlichen Sachsen liegende Gebiet des Elbsandsteingebirges, dass sich auf tschechischer Seite als Böhmische Schweiz fortsetzt, eine einst zusammenhängende Sandsteintafel der Kreidezeit. Im Tertiär stieg basaltische Lava aus dem Untergrund auf, drang an vielen Stellen durch den Sandstein und bildete Vulkankegel. Die Erosion übernahm in Jahrmillionen den Rest, zerteilte den weichen Sandstein in Klüfte, Riffe und Blöcke, formte den Basalt zu Bergkegeln, und modulierte eine einzigartige Landschaft, die mannigfaltige Möglichkeiten bietet zu wandern: allein oder in Gemeinschaft. Bequeme, malerische Waldwege für Jedermann, an der Basis der schroffen, zerklüfteten Felsmassive entlang, in deren Oberfläche der aufmerksame Wanderer manches Gesicht hineinspintisieren kann, oft entlang kleiner Gewässer, die alle zur Elbe streben, führen den Wanderer in Schleifen um die Schrammsteine, die Affensteine oder den Großen Zschand, die großen Felslabyrinthe der Hinteren Sächsischen Schweiz.